DEFNE SAHIN-HOPE
DEFNE ŞAHİN – HOPE
„This is my letter to the world, that never wrote to me” – Mit diesen dringlichen Zeilen der US-amerikanischen Dichterin Emily Dickinsons eröffnet Defne Şahin ihr neues Album. Eine Sehnsucht, gesehen zu werden, steckt in “Hope”, einem intimen Dialog zwischen Defne Şahin und Emily Dickinson, der ihr Publikum und die Welt miteinbezieht.
Kaum eine Künstlerin vereint so viele Welten wie die renommierte Sängerin und Komponistin Defne Şahin, die in „Hope“ Verbindungen zwischen Lyrik und Musik, Sprache und Gesang, Orten und Gefühlen schafft. Mit “Hope” stellt die Berlinerin türkischer Herkunft, die durch ein Leben zwischen New York, Berlin und Istanbul einen kosmopolitischen Klang entwickelt hat, ein Album vor, welches das menschliche Dasein in all seiner Komplexität mit tiefgründiger Sinnlichkeit und Klarheit erfasst. Inspiriert von den Gedichten Dickinsons, bietet das neue Album einen intimen Einblick in die Höhen und Tiefen des Lebens.
Auf der Suche nach einem frischen und persönlichen Sound, arbeitete Şahin über zwei Jahre hinweg an ihren neuen Songs. Zuerst allein, in Isolation, bedingt durch die Pandemie, wo sie nachfühlen konnte, wie schon Dickinson ihre Werke fernab von der Gesellschaft schuf. Zusammen mit ihrer Berliner Band, bestehend aus Johannes von Ballestrem, Keisuke Matsuno, Simon Jermyn und Martin Krümmling, nahm sie später zehn mitreißende Stücke auf, in denen die Texte und Melodien die Kompositionen formen und sich in einem unverwechselbaren, genreübergreifenden musikalischen Setting treffen. Hier weitet sich auch die musikalische Identität Şahins aus, die im Jazz, im Pop und in der türkischen Musik verwurzelt ist.
Schon immer haben Gedichte eine große Rolle in den Kompositionen der Musikerin gespielt: Auf ihrem Debüt-Album „Yaşamak“ (2011) vertonte sie die Lyrik des türkischen Regimekritikers Nâzım Hikmet, während auf ihrem Album “Unravel” (2016) neben ihren eigenen Songtexten auch Gedichte von William Shakespeare und Emily Dickinson vorkamen. Şahins Musik erklingt auf großen Bühnen wie der Carnegie Hall in New York, dem Jazzfest Berlin und dem Istanbul Jazzfestival. In zahlreichen Kollaborationen, unter anderem mit Guillermo Klein, Anthony Braxton, Jay Clayton und Shai Maestro bewegt sie sich stilsicher auf unterschiedlichsten musikalischen Terrains. Auch jedes ihrer Alben eröffnet eine neue Klangwelt.
Für „Hope“ vertonte die Künstlerin nicht nur Gedichte, sondern schrieb auch Songtexte, die die Lyrik Dickinsons zu Themen wie Leben und Tod, Liebe und Sehnsucht, Angst und Hoffnung reflektieren. Somit steht Şahin mit “Hope” im direkten Dialog mit Dickinson, die sie für dieses Album biografisch inspiriert hat. Dickinsons Hingabe zum Schreiben, obwohl nur wenige ihrer Gedichte zu Lebzeiten veröffentlicht wurden, fasziniert sie. Aufgrund ihrer Diskriminierungserfahrungen kann Şahin die Hürden, die Dickinson als Frau im 19. Jahrhundert bewältigen musste, gut nachempfinden. Die intensive Auseinandersetzung mit ihren Werken beschreibt Şahin als “imaginäre Zusammenarbeit“, in der sie persönliche Parallelen zu Dickinsons zeitlosen Hauptthemen wie Einsamkeit, Hoffnung und Liebe zieht, und diese in einem modernen sowie lyrischen Song-Zyklus verarbeitet. In der Kompositionsphase hat sie mit ihrer Mentorin, der mehrfach Grammy-nominierten Sängerin und Komponistin Becca Stevens zusammengearbeitet, die für Şahin neben Joni Mitchell und Laura Mvula eine große Inspirationsquelle für das Album darstellte.
“Hope is the thing with feathers“, ein bekanntes Gedicht von Dickinson, setzt Şahin in einen einzigartigen musikalischen Kontext. Eingebettet in wiederkehrende Loops und eng verwobene Harmonien verbindet ihr erzählerischer Gesang das Gedicht mit ihrer musikalischen Welt. So erscheinen die Gedichte Dickinsons in einem neuen Licht, erwachen und schallen durch die facettenreiche und warme Stimme Şahins hinaus in die Welt. In “Moyra’s Light”, einer fragilen Ballade für Piano und Gesang, verarbeitet die